Aus dem mosaique Geschichten Buch

Jennie am 02.04.2015

Jana hat mich vor kurzem gefragt, wie ich damals zum Feuer und zur Artistik kam…
… und so wie ich mich erinnere, startete alles mit meiner Faszination für Unerwartetes und Zwischentöne und die Lust, zu Reisen.

Bin ich in Berlin unterwegs und treffe auf einen Straßenmusiker, nehme ich das oft als freudiges Intermezzo auf meinem Weg durch die Stadt wahr.
Denn spielt der Klang mit der Architektur des Ortes, dann umwebt und versöhnt mich das mit der Unnahbarkeit und Unüberschaubarkeit, die ich in dieser großen Stadt ab und an empfinde.
Eine eindrückliche Erinnerung an Feuer und Artistik, Performance und Straßenkunst ist verknüpft mit meiner ersten langen Reise.
Bald nach dem Abitur bin ich nach Australien aufgebrochen, voller Neugier und dem Drang, mich treiben lassen.
Zum Beispiel zu Orten, die sich ganz wundervoll anhören – so wie etwa Wagga Wagga, ein kleiner Ort auf der Landkarte.
Ich bin tatsächlich in Wagga Wagga gewesen, und gerade dort angekommen entdeckte ich, dass dieser Ort nicht so bedeutungsvoll für mich war wie sein Name.
Ich blieb also im Bus sitzen.
In Sydney dann entdeckte ich dann die Vielfalt und Fülle einer großen Stadt. Ich durchforstete kunstvolle Cafes, Konzerte und bunte Flohmärkte, meine Sinne waren wach und geschärft.
Es war, als ob ich auftankte und meine Gedanken und Vorstellungen renovierte: alles wirkte auf mich freier, lauter, bunter und phantastischer als in meiner Heimat.
Ich reiste mit Hingabe durch das Backpacker- und Hostel Leben,
verbrachte Zeit in der Natur und im Outback und war auf der ständigen Suche nach Aboriginal Kultur abseits der für Touristen wie mich bestimmten Souvenirs und Austellungen.
An der Ostküste entdeckte ich das Byron Bay Arts Festival mit Konzerten und Workshops.
Ich tauchte ein in ekstatische und experimentelle Musik. Es gab so viel zu entdecken und experimentieren, ich nahm Teil an Massage, Bodypainting und Stimmworkshops und war entzückt
von Performances und Walkacts und verrückten Kostümen, aus Plastikflaschen und Planen recyclet zu ganz wundervoll gestalteten Riesenkleidern gefertigt.
Ich verliebte mich staunend in diese Atmosphäre des Festivals, für mich war alles wunderbar inspirierend und neu.
Alles vermischte sich mit einer Trauer,
so etwas vorher noch nicht erlebt zu haben. Und es entflammte das Gefühl von Lebendigkeit, ein großes „Ja“ formte sich.
Meine nächste bildhafte Erinnerung, die mich neugierig auf Straßenkunst und Artistik machte, war eine Begegnung mit Feuerkünstlern inmitten der Stadt Wellington in Neuseeland.
Ich kann mich an Feuer, Hitze und schöne Menschen entsinnen.
In mir gab es Staunen und eine Zufriedenheit, ihnen hier auf der Straße zu begegnen, an einer üblichen Kreuzung,
wo sich Menschen versammeln, weil es etwas Tolles miteinander zu erleben gibt.
Mit Hingabe gab ich mich als Zuschauerin diesem Feuertanz hin.
Ich habe viel Neuland entdeckt und sehe diese Reise als Grundstein für meine Zuneigung und Interesse an Bewegung und Tanz, und für meine Freude an der Feuerkunst.
Angereichert und gewürzt von diesen Eindrücken ist eine Lebensform entstanden, welche viel kreativen Freiraum bietet und auch meinen Wunsch aufnimmt,
wie eine „Nomadin“ durch das Leben zu ziehen.

Dies also ist einer der Stränge, der vor einiger Zeit mosaique mitformte: Wir sind als Straßenkünstler im Sommer selbstorganisiert in verschiedensten Städten aufgetreten und haben Ideen und Stücke verwirklicht. Wir haben probiert, verfeinert und entwickelt. Und aus vielen Ideen ist das Ensemble mosaique – Feuerkunst und Artistik entstanden.
Und auf ganz wunderbare Weise geht unsere Reise immer weiter….
Nur wer selbst für etwas brennt, kann das Feuer in anderen entfachen!