Bewegungsstudien

Jennie am 08.10.2015

Manchmal denke ich, ja sowas, ein Tag hat nur 24 Stunden, und wenn ich dann so viel vorhabe, dann vergeht die Zeit immens schnell…
Wir hatten mit mosaique einen tollen und vollen Auftrittssommer, peak season! Zusätzlich dazu habe ich im Juli und August einen vollgepackten Monat lang an einer Ausbildung zu Laban Bartenieff Bewegungsstudien in Berlin teilgenommen. Und somit war ich in dieser Zeit gut beschäftigt, das war ein ganz schöner Wahnsinn und insgesamt war es äußerst intensiv und reich an Information.

Jetzt habe ich also einen Monat lang getanzt, gespürt, auseinandergenommen, sortiert, strukturiert, beobachtet und beschrieben. Ich habe meine ersten Bewegungsnotationen a la Laban gemacht und versucht, welche von anderen zu lesen und diese dann zu tanzen.
Für mich bedeutet so eine Zeit, wie in einer wunderbare Fundgrube zu wühlen und das ist für mich und meine Lust an Tanz und Performance essentiell. Da gibt es den ganz persönlichen und privaten Bereich an Beobachtung, Entdeckungen und Entwicklungen und ebenso wichtig finde ich es, mich mit der Wirkung nach Außen auseinanderzusetzen, meine professionelle Seite zu füttern, die auf der Bühne agiert oder unterrichtet.

Egal ob wir bei mosaique an Choreografien arbeiten oder an der Ausarbeitung eines neuen Stückes sind, wir spinnen Ideen und setzen uns mit diesen auseinander. Dann geht es darum, die Möglichkeiten der Umsetzung herauszuarbeiten, über den roten Faden zu sprechen und sich mit Charakteren und Qualitäten auseinanderzusetzen, sich für Musik zu entscheiden oder Musik selber zu entwickeln. Manchmal haben wir wilde Ideen, wie brennende Feuerröcke auszuprobieren oder Feuershow direkt mit Trapezartistik oder Luftring zu verbinden. Wenn keine Hände frei sind, um Feuer zu halten, wie könnte es dann gehen? Wenn wir was Neues ausprobieren kommen Fragen auf. Wie ist Bewegung möglich, was überhaupt ist machbar ist und wie wirkt es?
Ich war auf der Suche nach einem System, welches Bewegung in seinem Reichtum benennt und systematisiert, mir noch mehr Überblick und auch neue Sichtweisen verschafft und als Werkzeug nützlich ist.

Rudolf von Laban war Künstler mit verschiedensten Interessensgebieten. Unter anderem hat er viele Beobachtungen und Werkzeuge für Bewegungen und ihre Wirksamkeit im Raum und in Gruppenkostellationen entwickelt.
Er probierte, beschrieb und studierte Bewegung im Kunstbereich und in Alltagshandlungen und beschrieb Kategorien wie Antrieb, Form, Raum und Körper, sowie Phrasierung und Beziehungen. Und da es nichts gab, um Bewegung überhaupt notieren zu können, entwickelte er mit Kollegen ein System dazu.

Eine Schülerin, Irmgard Bartenieff richtete fokussiert die Aufmerksamkeit auf die Verbindungen innerhalb des Körpers, denn sie beobachtete, wie mittels einer inneren Verbundenheit und Präsenz dafür lebendige und ausbalancierte Bewegung möglich sind. Sie stellte die Wichtigkeit des Erlernens oder auch Wiederlernens von Bewegungen, die diese Verbindung aufgreifen in den Raum und arbeitete mit Klienten, die Bewegungseinschränkungen hatten und mit TänzerInnen. Die von ihr entwickelten „Bartenieff Fundamentals“ sind ein Übungskonzept, um sich dieser Verbindungen und Bewegungsabläufe bewußt zu werden und sie zu praktizieren.

Also, ich habe viel tolles Material gesammelt und bin gespannt, wie es sein wird, dieses immer mehr zu integrieren in meine Arbeit, in unsere Stücke und in unser Training. Denn wie funktioniert eine Feuershow eigentlich? Wie steht es mit der Dramaturgie und was macht sie interessant für ein Publikum? Technischen Fähigkeiten und Virtuosität mögen ein Aspekt sein, der Ausdruck und das Spiel miteinander ein weiterer, dann die Dynamik, die Geschichte, Metaphern….
Dafür ist der Herbst eine super Zeit, juchee!