Wir sprechen die ganze Zeit davon, dass die Saison zu Ende ist – aber dennoch sind wir immer noch ganz schön busy mit Auftritten. Ein richtig schön aktiver Herbst ist das!
Darüber habe ich fast vergessen, dass ich von unserer mosaique site specific Residency in der Sächsischen Schweiz schreiben wollte!
Site specific Theater kommt aus der bildenden Perfomance Kunst und ist im Zusammenhang mit site specific Kunst entstanden – der deutsche Begriff Installation ist da nur eine sehr ungenaue Übersetzung und trifft auf Performance noch weniger zu. Das site specific Theater setzt sich intensiv mit einem spezifischen Ort (site) auseinander – historisch, strukturell, soziologisch, ästhetisch oder formal – wobei die historische Komponente in der engeren künstlerischen Definition eine sehr wichtige Rolle spielt. Im weiteren Sinne werden auch Interventionen im öffentlichen Raum, Performances an nicht-theatralen Orten, Walking Act Theater und Tanz im urbanen Außenraum als site specific bezeichnet – solange sie sich spezifisch auf einen Ort beziehen, und sei es nur formal.
Im August haben wir drei von mosaiques, gemeinsam mit der Tänzerin Jojo Hammer und dem Performer Hoppe Hoppinsky, mehrere Tage in der Sächsischen Schweiz verbracht, um im öffentlichen Naturraum des Nationalparks tänzerische Scores, physical Theater Impros und Stimmstudien zu machen. Der weit offene und doch auch enge Gebirgs- und Waldraum war für uns Thema und Methode zugleich. Einzutauchen in die aufregende Natur der sächsischen Felsen wurde für uns ein spannendes Experiment, das weit über den einfachen Naturgenuss hinaus ging: Körperliche Anstrengung durch die sportliche Komponente von Felsenwanderungen, Betrachtung wunderschöner Landschaft, Gesang und Stimme über Tälern, meditative Naturerfahrung…
Demgegenüber stand der stete Kontrast der strukturschwachen Region, dem starken Tagestourismus und der Präsenz der NPD. Umso interessanter war für uns die Auseinandersetzung mit dem Kultur- und Naturraum sächsische Schweiz.
Anders als in Berlin, wo sich viel um konkret vorhandene Feuershows dreht, konnten wir mit etlichen Improvisationen und Arbeitsproben ein Repertoire entwickeln, wie wir methodisch an Räume herangehen wollen, wie eine Auseinandersetzung stattfinden kann. In welcher Art wir das zu einer Performance machen, und wie wir diese präsentieren, das ist noch ganz offen. Auf jeden Fall werden wir diese Residency wiederholen – im Winter, wenn die Landschaft ganz andere Voraussetzungen stellt, und dann wieder im Frühling.
Im April werden wir einen ganz anderen Naturraum erforschen, das südliche Brandenburg – im Kontrast zu Sachsen ganz unaufregend, unspektakulär, untouristisch, landwirtschaftlich geprägt und ziemlich karg besiedelt. Wir sind sehr gespannt, vor allem darauf, was sich aus unseren Residenzen heraus kristallisiert – was für eine Performance, was für eine Form des Theaters wir entwickeln werden.