Improvisation, Kontinuität und Überzeugung

Jennie am 09.02.2016

Direkt zum Jahreswechsel ins Jahr 2016 hinein haben wir unsere Sachen gepackt und sind losgefahren. Ein bisschen so wie früher fühlte sich das an – mit Vorfreude auf langes Reisen mit Erinnerungen an das Backpackerleben.
Dieses Mal also vom winterlichen Berlin in den Winter in New York City und von dort aus aufs Land.
Mit Johannes zusammen war ich 3 Wochen lang beim Contact Improvisation January Workshop von Nancy Stark Smith – und es waren reiche und wonnige Wochen im Austausch mit weiteren bewegungsdurstigen TänzerInnen aus diversen Winkeln der Welt.

Contact Improvisation ist eine Tanzform, bei welcher spontane Begegnung im Vordergrund steht, häufig im Duett, aber auch im Trio oder mit mehreren Personen. Über mindestens einen Berührungspunkt oder eine Körperfläche bleiben die TänzerInnen in Verbindung und erschaffen darüber eine Situation, in der sie gemeinsame Bewegungsmöglichkeiten erforschen können. Das Erkunden von Bewegung, Laufen, Fallen und Lehnen, Springen, Rollen oder Gewichtsverlagerung und das Austesten von Dynamik und Schwung sind einige der Komponenten, über die TänzerInnen den gemeinsamen Tanz gestalten und sich dabei selber überraschen lassen, denn der Tanz ist wenig vorhersehbar. In der Contact Improvisation schätze ich die Offenheit für das Experiment verbunden mit einer Achtsamkeit und Wahrnehmung für meinen Körper und der Auslotung von Bewegungsmöglichkeiten im Dialog und Einfühlung mit einem Gegenüber.

Den Januar über bin ich also jeden Tag – und eigentlich jeden Tag anders und neu, manchmal tief und neugierig, manchmal planlos und überfordert in das Thema Improvisation, vor allem Contact Improvisation eingetaucht. Es ist wunderbar so viel Zeit, Raum, Konzentration und Interesse mit tollen, inspirierenden Menschen zu teilen!
Ich bin dabei auf Qualitäten gestoßen, die ich sonst weniger in der Improvisation nutze: Das Thema der Kontinuität und die Energie, die aus Überzeugung entsteht.
Nicht, das es diese Qualitäten sonst nicht in meinen Bewegungen oder meiner inneren Einstellung gibt, aber es gab und gibt auch immer noch eine Vorliebe für kurze Sequenzen und Pausen, für ein Innehalten und nach Innen schauen, eine Liebe für die zögerlichen, zurückhaltenden und zarten Momente.
Die Konzentration auf Kontinuität und Überzeugung innerhalb der Improvisation hat spürbar meine energetische und körperliche Präsenz beeinflusst. Ich habe etliche mir ungewohnte Möglichkeiten des Zusammenkommens und Dialoges erkundet und mich dabei in Aktivität und impulsiven Tun erlebt. Bleibe ich kontinuierlich in Bewegung, so bin ich in einer intensiven Auseinandersetzung von aufeinanderfolgenden Bewegungsoptionen, es gibt kein Stoppen, kein Verharren, es ist eine aktive Haltung, Beobachtung und gleichzeitige Ausführung einer dieser vielen Möglichkeiten.

Jetzt bin ich wieder im schon frühlingsartigen Winter in Berlin gelandet.
Das Jahr hat intensiv und wunderbar begonnen und ich bin neugierig, wie all diese Juwelen und Ideen der vergangenen Wochen die Arbeit in unseren Proben, Auftritten und Feuershows bereichern. Und die Qualitäten von Kontinuität und Überzeugung werden jedenfalls von mir weiter erforscht.