Networking

Jana Korb am 08.12.2015

Als freiberufliche KünstlerInnen ist ein großer Teil unserer Tätigkeit Vernetzungsarbeit. Die kann großen Spaß machen – Treffen, Austausch, tolle Leute. Aber es kann auch viel Arbeit und Energie bedeuten (vom Geld ganz zu schweigen), wenn man sich auf Fachmessen präsentiert, Kontakte pflegen will und immer sichtbar bleiben möchte.

Wir fahren meistens auf zwei Fachmessen pro Jahr: im Herbst nach Paderborn auf die Performance Straßentheater Messe, ein großes “Klassentreffen”, das viel Spaß macht, wo aber wenig Fachpublikum hinkommt. Also vor allem Netzwerken, aber direkte Buchungen irgendwie wenig… Im Winter gehts dann nach Freiburg auf die Kulturbörse, eine große (Klein-) Kunst-Messe, meist sehr voll und anstrengend, aber auch sehr anregend, wo wir vor allem auf viele viele VeranstalterInnen hoffen. ;-)
Vernetzen geht aber auch anders, über Berufsverbände, Vereine und Lobby-Gruppen, wie z.B. dem Bundesverband für Theater im öffentlichen Raum oder die Initiative Neuer Zirkus.
Diese beide Verbänden versuchen, ihr jeweiliges Genre sichtbar, bekannt und relevant zu machen – beides sind eher marginalisierte Genres innerhalb der darstellenden Kunst, und beide berühren unsere Arbeit. Wir arbeiten artistisch, vor allem im öffentlichen Raum – und bringen uns in beiden Verbänden ein, mal mehr oder weniger.

Was mir allerdings zur Zeit ganz besonders am Herze liegt, ist eine weitere Vereinigung: das Magdalena Project – ein internationales Netzwerk von Frauen im zeitgenössischen Theater.

“Das Magdalena Project ist ein dynamisches inter-kulturelles Netzwerk von Frauen in den darstellenden Künsten, das kritische Diskussion, Unterstützung und Training fördert. Es fungiert als Bindeglied für verschiedenste Gruppen und Personen der darstellenden Künste, deren gemeinsames Interesse im Engagement für die Sichtbarkeit und Sichtbarmachung von künstlerischer Kreation von Frauen begründet liegt.” So beginnt die Selbstdarstellung auf der Website (www.themagdalenaproject.org).

Und so ist es auch.
Das Magdalena Project ist zur Zeit fast immer präsent für mich, auch wenn ich erst auf drei Magdalena Festivals war – zuletzt im Oktober in Montpellier.
Das besondere für mich an diesem Netzwerk ist die Art und Weise der Vernetzung. In anderen mehr oder weniger formellen Netzwerken habe ich manchmal das Gefühl, dass ich sehr viel Energie hineinstecken muss, um sichtbar zu werden oder zu bleiben. Bei den Magdalenas fühlte ich mich von Anfang an wahrgenommen und gesehen.
Das mag nun vielleicht daran liegen, dass es ein feministisches Netzwerk ist, das sich genau diese Sichtbarkeit zum Ziel gesetzt hat. Aber es ist auch die Freude und Neugier der Einzelnen. Und die Abwesenheit von Konkurrenz-Denken.

Die Vernetzung geschieht auf verschiedenen Ebenen. So habe ich die Dramaturgin Amaranta Osorio kennengelernt, nachdem ich längere Zeit nach einer geeigneten Dramaturgin für meine Trapezkünstlerin gesucht hatte. Sie überarbeitet die Dramaturgie von “Erstes Leid – Aerial Theater nach Kafka” und ich erwarte sehnsüchtig den nächsten Skype Termin, um darüber mit ihr zu diskutieren!
Eine andere wunderschöne Vernetzung habe ich letzte Woche erfahren, als ich vom Teatret OM aufgefordert wurde, ein luftartistisches Site Specific Stück für ihr nächstes Festival zu entwickeln. Eine der OM-Künstlerinnen ist seit Jahren aktive Magdalena, und hat ihrer Produzentin von mir und meinem Seiltanz erzählt.
Aber es gibt auch ganz “normale” Buchungen für unsere Luftakrobatik aus Berlin: bereits zum zweiten Mal spielen wir kommenden Sommer auf dem Transit Festival in Holstebro, DK, dem größten Magdalena Festival. Darauf freuen wir uns sehr, denn das Transit ist nicht nur ein Festival mit Aufführungen, sondern es geht auch dort explizit um Vernetzung und Austausch durch Workshops, Diskussionen, Showings und viel gemeinsames Essen!

Somit plädieren wir für produktive und liebevolle Vernetzung, für Freude und Wohlwollen.
Let the art flow!